1937-1940

Kurz vor der Abreise nach Rom, wohin wir mit dem Domchor fahren sollten, kam ich in ein Juniorat der Oblaten (OMI) zum Münsterland nach Mariengarden in Burlo. Um Priester zu werden besuchte ich mit Jungen aus ganz Deutschland diese Klosterschule, an der Latein und Griechisch und Kunst gelehrt wurde, worin ich sehr gut war, aber auch Sport, in dem ich keine Erfolge hatte. Einen wesentlichen Einschnitt in meinem Leben gab es 1938, als ich in der Lochnerstraße in Aachen den Beginn des Holocaust erlebte. Vater und ich standen auf der Straße, als die braunen Horden die Scheiben eines Goldwarengeschäftes eines jüdischen Freundes einschlugen und ihn mit seiner Familie auf die Straße trieben. Am erschütterndsten für mich war, daß mein Vater weinte und die Aachener Gaffer teilnahmslos auf der anderen Straßenseite dieses Spektakel erlebten.

1939 mußte die ganze Klostergemeinschaft mit Schülern, Patres und Brüdern sich in einem großen Saal versammeln, um aus dem Volksempfänger die Wahl des Eugenio Pacelli zu Papst Pius XII. zu erleben, der sich nachher in der Judenfrage als Versager erwies. Damals hatte ich wieder einen großen Horror vor versammelten grölenden Massen, wie wir sie auch von Olympiaden, Kirchentagen, Heiligtumsfahrten und Popkonzerten kennen. Immer werden die Menschen verführt.

Von 1937-1939 war ich in Burlo, dann im Konvikt in Borken, um ein städtisches Gymnasium zu besuchen. Neben der Schule und den Studierzeiten spielte ich B-Klarinette und Viola. Ich hatte ein Einzelzimmer mit Staffelei und war verantwortlich für alles Künstlerische im Konvikt: Theaterkulissen, Krippenaufbau, Malen von Plakaten usw.

Ab September war Krieg auf der ganzen Welt. Die Städte wurden zerbombt.